Dienstag, 17. Dezember 2013

Die Aufgabe meines Traums vom Millionär-Sei


Die Aufgabe meines Traums vom Millionär-Sein

sches Hinterfragen von mir übernommen und nachgeahmt worden
war. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht genau, was mich hier in
Mexiko erwartete, aber mir war bewusst, dass es mein Leben grundsätzlich
bereichern würde und ich mehr zu mir selbst finden würde.


Doch eine Einschränkung muss ich gestehen: Auch wenn ich mich in
Deutschland schon jahrelang überwiegend vegetarisch ernährt und
nur selten Fleisch oder Fisch gegessen hatte, warf ich hier meine Ideale,
die vor allem vom Mitgefühl den Tieren gegenüber herrührten,
teilweise über Bord. Es gab natürlich keine handfesten Argumente,
Tiere zu essen, im Gegenteil, mein Entschluss, meine Ernährung
wieder fleischlastiger werden zu lassen, war vor allem Ahnungslosigkeit
und Bequemlichkeit geschuldet. Ich besaß zu diesem Zeitpunkt
kaum Hintergrundinformation über die Tierindustrie. Nicht
eine Unterrichtsstunde war dem Thema gewidmet worden und die
Diskussion, die seit einiger Zeit darüber geführt wird, war seinerzeit
noch kaum in der Öffentlichkeit präsent. Irgendwie war ich auch
nicht so überzeugt, mich in Mexiko auf Diskussionen über das Thema
einzulassen. Die Bequemlichkeit, mich lieber den Umständen
anzupassen und nicht weiter über die Auswirkung meines Handels
nachzudenken, empfinde ich rückblickend als frappierend. Aus heutiger
Sicht würde ich sagen, dass ich unbewusst eine Verdrängungstaktik
angewandt habe: Anstatt meinem inneren Konflikt bewusst
Raum zu schenken und das Thema für mich und meine Umwelt aufzuarbeiten,
wählte ich den Weg des geringsten Widerstandes.


Die Aufgabe meines Traums vom Millionär-Sein

Da ich nur umgerechnet etwa 70 Euro Taschengeld bekam und für die
Reisen in Mexiko und mein Essen aber mehr Geld brauchte, gab ich
private Deutschstunden, außerdem lichtete ich die ganze Lehrer- und
Schülerschaft mit meiner alten Spiegelreflexkamera ab und verkaufte
die Abzüge dann an die Eltern und die Lehrerinnen und Lehrer.


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