Mittwoch, 18. Dezember 2013


Erste Schritte zur Kultur des Teilens

Regelwerk geschrieben steht, sondern weil es einfach ein wunderschönes
Gefühl ist, zu geben. Die Aufmerksamkeit und Empathie,
die man sich gegenseitig schenkt, sind ansteckend, schaffen sich sozusagen
aus sich selbst immer wieder neu, wie ein Perpetuum mobile.
Es stellt sich sogar eine Win-win-win-Situation ein, denn neben
Gast und Gastgeber profitiert auch die Umwelt von diesem Modell.
Nicht nur werden vorher wildfremde Menschen Freunde, gewinnen
zuvor Fremde spannende Einblicke in die Kulturen der Welt, sondern
es ist auch um ein Vielfaches ökologisch und ökonomisch sinnvoller,
vorhandene Räumlichkeiten zu nutzen, als in ein Hotel zu
gehen, wo nach jedem Gast geputzt, gewaschen, gebügelt, gefaltet,
getrocknet und gestaubsaugt wird.


Was ich bereits beim Trampen erfahren hatte, entfaltete sich in seiner
ganzen Großartigkeit beim Couchsurfing: wie wunderbar und
bereichernd das Vertrauen zu vorher wildfremden Menschen ist. Jedes
Mal spürte ich, wie ich dank der Herzhaftigkeit und Offenheit
meiner Gastgeber, egal ob sie nun weiblich oder männlich waren,
selbst immer offener und herzlicher wurde. Dabei bin ich auf diese
Form des Reisens rein zufällig gestoßen – wenn es überhaupt Zufälle
gibt und nicht alles Schicksal ist –, nämlich während ich im Internet
unterwegs war. Wer weiß, wie lange es noch gedauert hätte, bis
ich durch irgendeinen Zeitungsartikel oder durch Freunde von dieser
unglaublich befreienden und mutschöpfenden Art des Füreinander-
da-Seins Kenntnis erlangt hätte. Fortan war es mir wichtiger
denn je, all die wundervollen Ideen, Möglichkeiten und Informationen,
die in meinen Augen die Welt ein Stück weit verbessern können,
mit anderen zu teilen. In jedem Menschen erblickte ich fruchtbare
Böden, die nur darauf warteten, bestellt zu werden. Ich hatte das
Gefühl, dass es egoistisch gewesen wäre, das Wissen um Möglichkeiten
im Leben für mich zu behalten. Ich wollte anderen helfen, ihr
volles Entfaltungspotenzial zu (er)leben, wie es auch bei mir selber
war, und sie darin unterstützen, durch mehr Menschlichkeit zu sich
selbst zu finden, um ihr wahres Sein entwickeln zu können.


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