Mittwoch, 11. Dezember 2013

Shiva







"Shiva als Teil der göttlichen Trinität Brahma - Vishnu - Shiva manifestiert sich als der Zerstörer.
Als solcher ist er jedoch auch Ursache der Schöpfung, denn ohne die Zerstörung des alten Zyklus kann keine neue Schöpfungsperiode entstehen. Brahma wirkt als Schöpfergott und Vishnu als Gott der Erhaltung. Die drei göttlichen Aspekte stellen die drei fundamentalen Kräfte der Natur dar, die es in der Welt gibt: Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung. Shiva verkörpert Tamas oder die Tendenz zur Auflösung und Vernichtung. Der Name Shiva bedeutet wörtlich "günstig, vielversprechend". Das Universum ruht nach der Zerstörung und vor dem nächsten Schöpfungszyklus in Shiva.

Er ist auch bekannt als der Mahadeva (maha = groß) oder Mahayogi, der oberste aller Yogis, dessen Trommelklang den Menschen zur Vervollkommnung drängt.

Obwohl Shiva über Namen und Formen hinausgeht, stellen ihn Künstler oft als jung und schön dar, mit weißer Hautfarbe. Er hat drei Augen und vier Arme; heilige Asche wurde über seinen ganzen Körper geschmiert. In zwei seiner Hände trägt er einen Dreizack und eine Trommel (damaru), die zwei anderen nehmen symbolische Handstellungen (Mudras) ein, und zwar in der Bedeutung von Schutz (abhaya) und Gewährung von Wohltaten (varada).

Shiva hat langes, filzhaftes Haar, und der lebensspendende Fluß Ganges entspringt oben am Kopf. Er trägt eine Mondsichel als Krone und Kleidung, die aus Tiger- und Elefantenhaut gefertigt wurde. Sein Hals, um den sich eine große Kobra windet, ist blau. Shiva hat eine Kette und Girlande aus Schädeln um, und Schlangen zieren seinen Körper. Ferner trägt er einen Gurt, einen heiligen Faden (yajnopavita) und Armreifen. 

Shivas Augen sind halb geschlossen, d.h., weder ganz geschlossen, noch ganz offen. Es handelt sich um eine heilige Position, die Sambhavee-Mudra genannt wird. Geschlossene Augen zeigen an, daß sich die Person von der Welt zurückgezogen hat. Geöffnete Augen weisen auf jemanden hin, der voll der Welt zugewendet ist. Die halb geschlossenen Augen bedeuten daher, daß Shivas Bewußtsein im inneren Selbst ruht, während sein Körper in der äußeren Welt aktiv bleibt.

Künstler zeigen Shiva oft meditierend, mit dem schneeweißen Hintergrund des Berges Kailash, was absolut reines Bewußtsein bedeutet. Der Zustand der Meditation, den Shivas Haltung zeigt, birgt tiefe Symbolik, da Meditation das letzte Tor zur Selbstverwirklichung ist. Um Gott zu verwirklichen, ist es unerläßlich zu meditieren. 

Shivas weiße Haut symbolisiert das Licht, das die Dunkelheit vertreibt, das Wissen, das Unwissenheit vertreibt.

Der Dreizack (trisula), ein Waffe mit drei Zacken also, symbolisiert die Zerstörung des Egos zusammen mit seiner dreifältigen Wunschnatur in Zusammenhang mit dem Körper, Gemüt und Intellekt. Shiva mit seinem Dreizack weist auf den Sieg über das Ego, was zur Vollkommenheit führt. Die drei Zacken repräsentieren die drei Eigenschaften (Gunas): sattvas (rein, klar), rajas (aktiv) und tamas (dumpf, träge und unbewegt); die drei Schöpfungsphasen: Erschaffung, Erhaltung, Zerstörung; sowie die drei Zustände: jagrat (Wachsein), swapna (Traumphase) und sushupti (Tiefschlaf).

Die Trommel repräsentiert Ton, Alphabet, Grammatik, Sprache und den gesamten Bereich der sakralen und weltlichen Künste und Wissenschaften. Die Trommel in seinen Händen bedeutet, daß die gesamte Schöpfung, einschließlich der Künste und Wissenschaften, aus seinem göttlichen Willen entstanden sind, bzw. lediglich ein Spiel von ihm sind. Zuerst trommelt Shiva, dann tanzt er als Nataraja den Tanz des Universums.

Die zwei Augen Shivas symbolisieren die Sonne und den Mond; sein drittes Auge versinnbildlicht Feuer. Das dritte Auge repräsentiert das Auge des Wissens und der Weisheit, das Zentrum seiner Allwissenheit. Er verbrannte den Dämon Manmatha, d.h. Begehren, mit seinem dritten Auge, bekannt als "jnana chakshu", was wörtlich "Auge der Weisheit" bedeutet und verdeutlicht, daß Shiva über einen göttlichen Blick der Wirklichkeit verfügt.

Der gesamte Himmel, einschließlich dem Wind, formt Shivas Haar. Shiva ist Herr des Windes, der den feinstofflichen Atem repräsentiert.

König Bhageeratha wollte den Ganges vom Himmel zur Erde bringen, um den Seelen seiner verstorbenen Ahnen die Erlösung zu sichern. Dem König stellte sich dabei ein Problem. Die Kraft des machtvollen Stromes war zu groß, um direkt auf die Erde zu treffen. Der König benötigte eine Zwischenstation, um den Fall von der großen himmlischen Höhe abzumildern. Der König wandte sich an Shiva, der seine Hilfe zusagte. Shiva fing den vom Himmel fallenden Ganges in seinem filzartigen Haar auf und teilte den einen großen Strom in sieben auf. Diese sieben Ströme lenkte er dann von seinem Haar zur Erde. Der Ganges steht für wahre Selbsterkenntnis. Der gewöhnliche Mensch tut sich schwer, diese Erfahrung des höchsten Zustandes zu verstehen. Große Seelen wie Bhageeratha sind vonnöten, um den Menschen solches Verständnis zu vermitteln. Damit die Menschen jedoch von dem Strom der Erkenntnis profitieren können, muß die Stärke des Flusses bzw. der Erfahrung verkraftbar sein. Der Ganges reinigt alles, was mit ihm in Berührung kommt. Der Träger des Ganges wird zur Personifikation reinigender oder erlösender Eigenschaften.

Die so machtvolle Zeit, die durch den Halbmond dargestellt wird, ist für Shiva nicht mehr als ein Ornament. Mit dem Fluß der Zeit nimmt der Mond ab und zu. Shiva trägt den Mond auf seinem Kopf, was zeigt, daß er Herr über Zeit ist.

Das Tigerfell symbolisiert vollständige Meisterung von Ärger. Die Elefantenhaut, die er trägt, versinnbildlicht, daß alle animalischen Impulse unter Kontrolle gebracht werden können. So erhebt sich Shiva und meistert jegliche manifestierte Kraft.

Die zusammengerollte Schlange repräsentiert die Zeit und Kundalinienergie (Schlangenkraft). Shiva ist ein Meister von Zeit und Energie.

Shiva wird "Blauhals" (Nilakantha) genannt, weil er das Gift trank, das drohte, die Welt zu zerstören, als die Götter und Dämonen den Milchozean aufwühlten, um den Nektar zu gewinnen. Das Gift machte Halt in seinem Hals und blieb dort, wodurch die äußere Welt und auch Shiva selbst gerettet wurden. Aber das Gift färbte seinen Hals blau.

Die Schädelgirlande und die Asche auf Shivas Körper versinnbildlichen seine Rolle als Herr der Zerstörung. Dadurch werden auch die Zyklen des Auftauchens und Verschwindens von Menschenrassen dargestellt. Die Schädelgirlande steht auch für die Egos der Menschheit, die er zerstört hat."


Quelle: http://www.yoga-vidya.de/Bilder/Galerien/Shivatext.html

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