Donnerstag, 23. Januar 2014


Die Kreuzschifffahrt

nen letzten Monaten, aber ich liebte Extreme. Zunächst ging es nach
Australien, nach Sydney, zum Ayers Rock und dann per Kreuzfahrtschiff
an der Ostküste entlang bis nach Indonesien. Obwohl wir beide
sehr unterschiedliche Ansichten von der Welt besaßen, Lothar
über 30 Jahre länger auf der Erde lebte und wir komplett andere Lebensrhythmen
hatten, kamen wir uns überhaupt nicht in die Haare,
im Gegenteil, wir amüsierten uns über unsere Macken.
 

Ein Tag blieb mir besonders in Erinnerung. Nach einem Ausflug
nach Sulawesi, eine der über 17.000 Inseln, aus denen Indonesien
besteht, kamen wir in Kleinbussen wieder zurück zum Hafen. Wir
waren noch ganz erfüllt von dem herzlichen Miteinander mit den
Einheimischen, die uns überall mit großer Freude willkommen geheißen
hatten, und von den strahlenden Kindern, die uns zugelacht
und zugewinkt und so unsere Herzen berührt hatten. Wir trauten unseren
 

Augen kaum, aber um die Gangway herum hatte sich eine große
jubelnde Menschenmenge versammelt und immer mehr Leute
strömten in Scharen hin zum Schiff. Wir wussten gar nicht, wie uns
geschieht. Die Luft war wie elektrisiert und in den Augen der Menschen
war die pure Freude zu sehen. Auf Bahasa Indonesia rief ich
so laut ich konnte: »Vielen Dank!« Die Reaktion waren noch mehr
Jubelschreie, lachende Gesichter und winkende Hände. Hunderte
deutsche KreuzfahrttouristInnen standen an der Reling und weinten
vor lauter Rührung und winkten und lachten ihrerseits zurück.
 

Dieses komplett erwartungsfreie, vom Herzen kommende Geschenk
berührte uns alle sehr. Was mich am meisten faszinierte, war diese
bedingungslose Liebe, Wertschätzung und Freude, die uns die Einwohner
von Sulawesi mit ihrer Verabschiedung und damit uns als
 

BesucherInnen ihrer Insel zeigten. Es war sozusagen die Vorhut von
dem, was mich da noch in meinem Leben an wundervollen, kostenlos
erhaltenen Erfahrungen erwarten sollte, denn bei diesem Erlebnis
handelte es sich nicht um eine gestellte Showeinlage, hier war nichts
Gekauftes, nichts, was man bestellen oder planen kann, es entstand
einfach so und das aus vollem Herzen. Es war diese Authentizität der


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