Freitag, 24. Januar 2014


Erste Schritte zur Kultur des Teilens

nen Spruch oder eben ganz ernst gemeinte Antikonsum-Werbung:
»Bitte konsumiere nur so viel, wie Du brauchst«, »Sei sparsam mit
den Ressourcen, wir haben nur einen Planeten«. So etwas hatte ich
noch nie zuvor gesehen. In Kuba herrschte ein ganz anderer Umgang
mit den für uns so alltäglichen Gebrauchsgegenständen, der
mich zum Nachdenken brachte. Obwohl Fidel und Raúl Castro meinen,
nur das Beste für die Kubaner zu wollen, ist es leider kein Konsumverzicht
aus freien Stücken, aus innerer Motivation, sondern oft
nichts anderes als eine Notlösung aufgrund der Mangelwirtschaft.
Echte Nachhaltigkeit, die auch erfüllt und glücklich macht, kann nur
durch Einsicht und aus einer freien Entscheidung entstehen. Sonst
passiert es wie fast überall auf der Welt: Dort, wo Menschen wenige
materielle Dinge ihr Eigen nennen, ist der Konsumwunsch besonders
stark ausgeprägt.


Was mich allerdings am meisten beeindruckt und gefreut hat, war
die Verbundenheit und wahrhaft klassenlose Gesellschaft, die ich in
Kuba wie nirgendwo sonst auf der Welt erlebt habe. Im Gegensatz
zu vielen lateinamerikanischen Ländern haben die Menschen hier
zwar alle wenig, aber nahezu alle verfügen über das Nötigste und dazu
über ein sehr gutes Gesundheits- und Bildungswesen. Auf den
zahllosen Lkws, bei denen Mario und ich mit vielen KubanerInnen
gemeinsam auf der Ladefläche saßen oder standen, begegneten wir
ProfessorInnen, StudentInnen und ÄrztInnen ebenso wie StraßenfegerInnen,
SoldatInnen und vielen anderen Berufsgruppen. Wir
hatten das Gefühl, dass sich die Menschen hier einander auf einer
Wellenlänge begegneten und niemand auf die anderen herabschaute.
Alle sprachen miteinander, die Hautfarbe spielte keine Rolle und
alle waren sich nahe und halfen einander, wo immer es möglich war


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