Freitag, 24. Januar 2014


Kuba – Eine antikapitalistische Oase

ab. Ich war beeindruckt von dem Land, und das nicht nur, weil die
Menschen, die ich dort traf, neben ihrer Herzlichkeit über eine unglaublich
hohe Allgemeinbildung verfügten. In Kuba ticken die Uhren
noch ganz anders, Verschwendung von Ressourcen ist aufgrund
des herrschenden Mangels praktisch nicht vorhanden. Flaschen werden,
wenn der Hals zerbrochen ist, einfach durchgeschnitten und als
Glas weiterbenutzt. Alle Gebrauchsgegenstände, allen voran natürlich
die schönen Autos, werden immer wieder repariert, und man
spürte förmlich, dass das »Gesetz der geplanten Obsoleszenz« in
der kubanischen Gesellschaft keinen Platz hat. Wer ein Auto fährt,
das dem Staat gehört, und das sind mehr als die Hälfte aller Fahrzeuge,
der ist sogar verpflichtet, andere mitzunehmen. Es werden sogar
Listen darüber geführt, wer wohin will, damit auch alle mitgenommen
werden und ihr Ziel erreichen.


Werbung für Produkte oder Dienstleistungen gibt es hingegen überhaupt
keine. Es war befreiend, nicht ständig schreiend bunte Anzeigen
zu sehen, die uns suggerieren sollen, dass wir unbedingt dieses
oder jenes Produkt kaufen müssen. Weltweit belaufen sich die jährlichen
Werbeaufwendungen auf rund 500 Milliarden US-Dollar. Das
ist fast ein Drittel aller Rüstungsausgaben weltweit. Auch hier hat die
kapitalistische Gesellschaft in den letzten Jahren eine gigantische Industrie
aufgebaut. Wie viele Billionen Dollar wir Menschen zusätzlich
ausgeben, nachdem uns die Werbung zum Konsum verleitet hat,
ist mir nicht bekannt, aber ganz sicher ein Vielfaches des weltweiten
Werbeetats. Aber irgendwie müssen die Waren an den Mann gebracht
werden: Jedes Jahr produzieren wir weltweit um die 350 Millionen
PCs, 90 Prozent davon stammen aus China. Wir kaufen fast
1,5 Milliarden Mobiltelefone und über 16 Milliarden Paar Schuhe
pro Jahr, obwohl wir meist schon passende Schuhe und ein funktionierendes
Handy besitzen. Die Kubaner hatten es geschafft – beziehungsweise
leiden darunter –, dass sie diesen Konsumluxus nicht
mitmachen. Anstatt Werbetafeln großer und kleiner Konzerne gab
es nur hier und da ein Parteiplakat, ein Bild von Che Guevara, ei


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